Wäre die Bundestagswahl 2005 eine gerechte gewesen, säßen wir heute nicht dermaßen in der Scheiße wie es der Fall ist und SO hätte das Kabinett ausgesehen:
Es ist erschreckend, dass das „Kollegium, welches die Geschäfte der die Regierung bildenden Minister einschließlich des Regierungschefs führt“ nach einem deutschen Qualitätswein mit Prädikat benannt ist, dessen Mindestanforderung 73 Grad Öchsle beträgt. Kein Wunder also, dass weinerliche Geister wie Clement sich hier weinsteingleich sedimentieren konnten.
Der junge Kabinett-Jahrgang der Regärung 2005 entkorkt sich demnach auch als eine hochprozentige Auslese deutscher Spitzenpamphletiker:
Bundeskelterer
Direkt in der Nähe des Brandenburger Weintores residiert ab September 2005 im Bundeskeltereramt der ausgewiesene Branchenkenner Harry Weinfurt als 8. demokratisch gewähltes deutsches Staatsoberhaupt seit der Weinmarer Republik – bekannt aus seiner Show „Der Wein ist Weiß“ – der in einem Barrique vor den Toren der Stadt Leerdam geboren wurde und Insidern seither als Erfinder des symbiotischen Verzehrgebotes von Wein und Käse gilt. Kein anderer würde derart sein Etikett wahren, angesichts sozialer Kelterei, wie sie derzeit vorherrscht.
Bundeswinzer für Verkehr, Weinbau- und Kellereiwesen
sollte nach Minister Stolper eigentlich Harald Juhnke werden, der als Garant für die Abschaffung der unseligen Vermouth-Gebühr galt. Nach seinem ebenso wie die Wahlen vorgezogenen Tod jedoch kann nur noch der im Sternbild der Reblaus geborene Gerhard Meyer-Amselfelder, aus der DFB-Winzergenossenschaft Kaiserstuhl, diesen Posten optisch adäquat besetzen. Seine Nase ist so burgunderfarben wie die längste Rotphase einer Ampel, seine Haut grauburgunderfarben wie die Großbaustelle am Potsdamer Platz zu ihren staubigsten Zeiten und sein Gesicht so großporig und geräumig wie ein 12-Gewölbe-Weinkeller. Dem Mann mit dem Weinglasauge kann man so schnell keine Bärenauslese aufbinden.
Bundeswinzer für Gesundheit und soziale Sicherung
wird dank jahrelanger Glottertaler Hanglage Dr. Klaus Trinkmann, Senior-Chefarzt der Schwarzriesling-Klinik, weil kein anderer derart geklont mit dem aus Rebenholz gedrechselten Korkenzieher an der Zahnwurzel des torkelnden Sozialstaats herumprockelt. Unter der rigiden Hand von Dr. Trinkmann werden bösartige Tröpfcheninfektionen und Viruserkrankungen wie die Weinblattern, die von der gemeinen Schnapsdrossel übertragen werden, der Vergangenheit angehören.
Bundeswinzer für Bildung und Forschung
In den vergangenen Jahrgängen fiel gerade die Lese der Deutschen bei der PISA-Studie doch eher kümmerlich aus. Die Messweinlatte lag einfach zu hoch für unsere weinkrampfgeschüttelte Jugend. Im Weinstein-Jahr jedoch zeigt sich Robert Atzorn, bekannt aus – und weitreichend vorgebildet durch – die bildungspolitischen TV-Serienhighlights „Unser Lehrer Dr. Schluckspecht“ und „Kanzlerbrand“, als edelstes Tröpfchen im Kabinetts-Schrank und bringt Kreutzen und Panschen als feste Punkte auf die Tagesordnung zurück.
Bundesaußenwinzer
wird der Eisweinexperte Reinhold Messner. Kein anderer hat sich derart weit draußen für die Züchtung von sauerstoffarmen Rebsorten wie „Yetitaler Wackelbild“ oder den „Tibeter Höhenkoller“ eingesetzt wie er.
Bundesinnenwinzer
wird Gus Bacchus, der singende Boxbeutel. Dereinst bekannt für politische Lieder wie „Da sprach der alte Häuptling der Indianer“, in dem er Konrad Adenauer schamlos portraitierte oder das nachkriegswohlstandskritische Antidrogen-Lied „No Bier, no Wein, no Schnaps“, sowie „Bohnen in die Ohren“, in welchem er die grüne Regärungsbeteiligung bereits in den 60ern vorwegnahm, ist die Idealbesetzung für das Mysterium des Inneren, kennt er doch die Freuden des Sinnestaumels schon aufgrund seines dionysischen Namens wie kein Zweiter.
Bundesfinanzwinzer
wird der mit 54 Promille bei einem Casting knapp ins Amt gevotete Dieter Bohle. Bohle kann seit Jahr und Tag den Flaschenhals nicht voll kriegen und garantiert mit seiner topkapitalistischen „Nehmen ist Seliger denn Geben Haltung“ für ein Weinfass ohne Boden an steuerlichen Einnahmen.
Bundesjustizwinzer
wird mein Nachbar Jürgen, weil er als auf 3 Jahre Begärung Verurteilter wie kein Zweiter das Sieben der Trauben mittels Metallstäben in jahrelanger Knastgärung erforscht hat und zu wohlschmeckenden Erfolgen kam.
Bundesverteidigungswinzer
kann nur Olli Kahn werden, weil er selten einen im selbigen hat und somit stets jene nüchterne Klarheit versprüht, die das Land von seinem obersten Verteidiger erwartet.
Bundeswinzer für Wirtschaft und Wahrheit
wird der jüngst, aufgrund seines beeindruckenden permanenten Blutalkoholgehaltes zum Mitglied der 5 Wirtschafts-Ferderweißen vorgeschlagene Ulli Wickert, der den größten Teil seines journalistisch-recherchierenden Arbeitslebens für die Weinpresse in Wirtschaften verbracht hat. Nach einer erneuten Reform der Bundesagentur für Absinth dürfte keine Kehle mehr trocken und keine Wahrheit mehr unausgesprochen bleiben.
Bundeswinzer für Verdienerschutz, Vermehrung und Landwirtschaft
kann nur ein Mann mit unendlich viel Erfahrung auf dem Gebiet der Rebenpflege und ebenso vielen Öchsle im Stall sein. Hier sticht einem eine Lichtgestalt ins Auge wie Volkskammerpreismünze in Gold: Josef Ackermann, der Mundschenk der Deutschen Bank. Kein anderer umgibt sich offensichtlich mit derlei vielen erfolgstrunkenen Ochsen, die ihm zwar nach dem Mund reden, ihm denselbigen jedoch auch bei erhöhtem Champagnerpegel nicht der Peinlichkeitsvermeidung halber verbieten.
Bundeswinzer für Umwelt, Naturschutz- und Reaktorsicherheit
wird Uschi Glas, die zum Amtseintritt qua ihres Namens zum Schutz gegen die akute Weinbrandgefahr im Sommer aus Biergärten und Wäldern alle Gläser verbannen wird. Nachdem sie die Rolle für „Spritty Woman 2“ wieder an Julia Roberts verlor, hat sie darüber hinaus aus Langeweile auch noch die Zusatzqualifikation in Sachen Weinkernspaltung mittels Zusammenkneifen ihrer Wangenmuskulatur erworben und empfiehlt sich gutgekühlt für diesen Kabinettsjahrgang.
Bundeswinzer für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
kann nur ein Mann von internationaler Bedeutung werden, der sich angesichts des momentan tief im Hintern der Zusammenarbeit in Europa steckenden Korkens,
des Themas aus Berufung annähert. Prinz Charles, der trinkfeste Spross der weltbekannten „Winzer-Familie“ aus dem unterschätzten, da regentreichen Anbaugebiet England hat durch die beachtlichen Züchtungserfolge seiner Mutter an den possierlichen „Korkies“ eine Trumpfkarte im Spiel, die nicht zu schlagen ist.
Bundeswinzer für Familien, Nonnen, Knaben und Jungen
wird Pabst Benedikt XVI, bislang als Botschafter in Rom stationiert und dort für die Forschung an Weingenuss aus Römern zuständig. Als Experte für alles Verweingeistigte residiert er ab der Wahl-Lese im Kölner Dom Pérignon und führt als erste Amtshandlung das Pflicht-Abendmahl mit „Chateau Neuf du Pope“ im Bundestag vor und nach jeder Verkostungssitzung auch für von der Regärung ausgewiesene Randgruppen wie Nonnen, Knaben und Jungen ein.