Es begab sich zu einer Zeit, da die Blogosphere zwar nicht mehr wirklich neu, aber durchaus aufregend war, für mich vor allem deshalb, weil ich damals in etwa meinem BLOGVOGEL hier startete. Das waren so in etwa die Jahre 2008/2009.

Der aktuelle (Stand heute, Freitag, den 2. Dezember 2022) Träger des Wanderpokals #Freitagstexter ist Mathias Piecha, der Urheber des ganzen Phänomens an sich ist unser wundervoller Twitterfreund Formschub (bei dem Ihr hier alle Spielregeln findet), der unlängst z. B. auch Zynaesthesie zum Mitttexten (und gewinnen des Pokals) animieren konnte.  

In aller gebotenen Kürze dreht sich dieser spaßige Wettbewerb im Grunde darum, dass der jeweilige „Inhaber“ des Wanderpokals ein Foto ins einem Blog postet, dass es mit einer Unterzeile oder eines Textes zu kommentieren gilt. Also ein großer Spaß für alle kreativen Wortverdreher. Seit kurzem lebt dieser altehrwürdige Brauch unter dem Hashtag #Freitagstexter also wieder, und das nicht nur, wie früher hauptsächlich via Twitter kommuniziert, sondern selbstverständlich nun auch auf Mastodon. Es wäre schön, wenn wir ihm noch ein wenig mehr Leben einhauchen könnten, auf dass sich möglichst viele kreative Blogger daran beteiligen mögen.

Mein aktueller Beitrag zum dieswöchigen Bild, dass Mathias Piecha heute hier gepostet hat lautet wie folgt:

Stets war er sich der einen Sache sicher gewesen, und es erschien ihm in diesen Zeiten noch weitaus notwendiger zu sein als jemals zuvor. Sollte er einen letzten Zweifel verspürt haben, so war dieser verflogen wie die Zeit selbst, seit er sich entschieden hatte, eine Fassade zwischen seinen Gedanken und der Welt aufzubauen.

Kleider machen Leute, hatte man ihm seitens seiner Familie, die es wissen musste, stets vorgelebt, ja dringlich vorgegeben. Und natürlich hatten sie recht. Alle hatten sie immer recht gehabt. Anfangs, früher, vor Urzeiten wollte er es nicht wahrhaben, hatte geglaubt, er müsse nur ganz er selbst sein, um zu bestehen. Hatte allen Ernstes gedacht, es würde Freiheit bedeuten, nicht ihrem Wunsch nach Gleichheit zu entsprechen. Und Freiheit, so hatte es ihm seine Großmutter immer erzählt, Freiheit ist das große Glück. Dieser Gedanke hatte ihn getragen bis zu dem Tag, an dem seine Großmutter nicht mehr nach Hause kam.

Seitdem hörte er nicht mehr auf seine Gedanken, die ihn auch heute noch ab und an, in dieser oder jener Situation noch dazu bringen wollen, sich zu äußern, seiner Stimme jene Wucht zu verleihen, die sein Kopf beständig produziert. Die Welt will seine Stimme nicht, das war ihm nun klar. Aber die Welt will seine Fassade. Und die muss makellos sein. Inzwischen ist er makellos. Ein makelloses Mitglied jener Gesellschaft, der er einst seine Ideen schenken wollte.

Er ist inzwischen so makellos, dass die ihn umgebende Stille ohrenbetäubend erscheint.

Vielleicht sein letztes Zeichen an die Welt, dass er noch irgendwo da drinnen ist.