12. Januar 2013

Ich unternehmen den dritten SelbstSportVersuch an diesem Abend, nach einer Nonstop-Putzaktion, die dem Haus bereits im frühen Winter den Frühjahresputz schmackhaft machen soll. Erschwert wird mein tapferes Vorhaben – alle durch das zurückliegende Extreme-Washing der letzten Tage aufgegäuften Oberhemden “wegzubügeln” – durch den seit gestern mein Schmerzzentrum beherrschenden Muskelkater. Jenen hatte mir mein bravouröser Einsatz vor 2 Tagen beim Federball-Selbstsportversuch eingebracht und bewiesen, dass mein Körper mannigfaltig von eindrucksbollen Muskeln durchzogen ist.

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Doch zunächst gilt es, diesen im Prinzip todesverachtenden, da Lebenszeit sinnlos raubenden Test perfekt vozubereiten. Alleine das unhandliche Bügelbrett aufzubauen, eine Art Surfbrett mit Standvorrichtung, erfordert das ganze Geschick des Profis. Nachdem ich mir ein paar mal die Hand einklemmte, steht das Brett und meinem SSV nichts mehr im Wege. Eine kurze mentale Vobereitung, das ernste Fixieren des übermächtig erscheinenden Gegenspielers und schon bin ich bereit.

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Ich frage mich noch, wer mein eigentlicher Gegner ist, der irre Berg an komplettverknuddelter Wäsche oder das gefährlich fauchende Etwas, welches stolz, beinahe überheblich, sein heißes Haupt auf das Ruhebett legt und mir zu sagen scheint, dass es mir alle Steine in den Weg legen wird, die es nur gibt. Mir ist klar, das hier ist nichts für Kinder und es wird mir alles abverlangen. Vielleicht bin heute sogar ich mein größter Gegner, verlangt mir alleine das Einfüllen des Wassers in den Tank des Bügeleisens doch höchste Konzentration ab. Ich verzichte mutig auf das Anlegen spezieller Schutzkleidung, schenke mir ein sportliches Glas Riesling ein und … warte. Das Bügeleisen kämpft mit allen Tricks und verzögert das Aufheizen des dampfimanenten Wassers. Von mir aus, was dieses Monstrum kann, kann ich auch, denke ich und lasse mir ordentlich Zeit mit dem Riesling.

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Endlich sind wir beide breit … bereit, meine ich und es beginnt. Unangenehm warme Arbeitsbedingungen bestimmen das Szenario. Ich beginne bei den Ärmeln eines knallorangen Hemdes, dämpfe schwungvoll über Rücken und Brust und gebe mir besonders viel Mühe mit Knopfleiste, Ärmeln und Kragen. Und schon spüre ich die psychische Stärke des fiesen Eisens: Ich habe absolut keine Lust mehr. Doch ganz der Sportsmann, der ich inzwischen bin, weiß ich, dass es darauf ankommt, durchzuhalten. Also gehe ich das zweite Hemd an, auf dass der Ehrgeiz erwachen möge. Doch nichts da. Das Hemd ist fertig und ich habe keiiiiinen Bock mehr. Hilft alles nichts, ich nehme Hemd Nummer drei und … kein Bock. Hemd vier: doof. Hemd fünf: ach Nö. So geht es weiter und weiter und weiter und weiter. Doch schlussendlich, so gemein mich das Eisen auch mit ultraheißem Dampf zu verbrühen sucht, so sehr mir meine inneren Dämonen auch zusetzten, ich möge dem Riesling mehr Aufmerksamkeit schenken – ich obsiege nach endlosen Stunden mit vom ewigen Stehen zitternden Knien und einer sogenannten Bügeleisenhand.

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Es ist beruhigend und erhebend zu sehen, was der menschliche Wille zu leisten in der Lage ist. Hier hat der Mensch einmal mehr klar über die Maschine gesiegt. Da es hier jedoch darum geht, Extremsportarten auf ihre Alltagstauglichkeit und Benutzerfreundlichkeit unter Berücksichtigung der bekannten Adpekte zu testen, ist mein phänomenaler Triumpf über Wäscheberg und Bügelmonster zwar ein großer Schritt für meinen Kleiderschrank aber nur ein klitzekleiner für die sportende Menschheit.

Mein abschließendes Urteil nach Schulnoten:
Spaßfaktor: 6
Gesundheitsaspekt (GA): 6
Körperinterne Kalorienverbrennung (KiKav): 5-
Weizenausgleichsfaktor (WAF): 3-
Bock per Minute (BpM): 6
GESAMTNOTE: 6 plus – Sechs
Ergo – ich habe den Verdacht, dass Bügeln gar kein Sport ist! Ich kann das nun wirklich nicht empfehlen. Meine Empfehlung kann hier nur sein: Verbrennt Bügelwäsche lieber. Durchgefallen, sowas von.