17. Mai 2013
Ich unternehme den achten Selbstsportversuch – ungläubig dreinblickend wie irre schnell die Zeit doch vergeht – unter wie so oft erschwerten Bedingungen. Diesmal habe ich mich meinen schlimmsten Ängsten zu stellen, dem absoluten Horror, etwas unvorstellbar Schlimmem: Ich werde heute Alkohol wegschütten! Ja, ich kann mir vorstellen, wie Euch zumute ist und ich kann mir Eure Angst geweiteten Augen bildlich vorstellen, als wollten Sie mich davon abhalten, dieses Verbrechen zu begehen. Doch ich wäre nicht ich, wenn ich nicht ich wäre.
Also bin ich ganz der Mann, den Ihr alle lesen wollt und der eben genau die Dinge macht, die man niemals machen sollte. Wo war ich? Ach ja. Vor meinem, seit Monaten mit Liebe und Leidenschaft, aufgepeppelten Rumtopftopf. Ein kleiner Rest schimmert mich verführerisch durch ein Glas an. Die Zeit heilt eben nicht alle Wunden und so zwingt mich der Mai dazu den neuen Rumtopf anzusetzen. Dazu brauche ich natürlic den Rumtopftopf – leer. Und jenen winzigen Rest, der leider zu lange ungekühlt hier rumtopfte, wird nun durch meine Hand den Weg alles Irdischen gehen müssen – und jener endet nun mal bei nicht wenigen Existenzen in der Toilette.
Obschon ich mich mental seit Tagen auf diesen Moment vorbereitet habe, bin ich nun, da es soweit ist, voller Panik. Natürlich voller professioneller Panik. Meine Hände zittern, meine Handinnenflächen schwitzen, meine Augen scheinen gereizt, als ich das Glas anblicke. Nun wird es geschehen. Wie in einer meiner mannigfaltigen Nahtoderfahrungen zieht das letzte Jahr sekundenschnell an meinem inneren Augen vorbei. Jede einzelne Frucht, die ich stolz im Rum versenkte sehe ich glasklar vor mir. Zuckertüten und Zimtstangen schauen mich vorwurfsvoll an …
Geistesgegenwärtig spürend, dass mich hier ein Tagtraum peinigt, greife ich mir das Glas und versuche an nichts zu denken, außer an meine Mission. Ich gehe ins Badezimmer und öffne den Toiletten Deckel. Einen Moment zolle ich der Pietät des traurigen Augenblickes und dann – wohl wissend, dass niemand außer mir jetzt noch stehen würde – beginne ich, das Glas langsam Grad um Grad zu neigen. Nach 58 langen Minuten ist es dann soweit: ich bekomme einen Krampf in der Hand. Laut fluchend kann ich es nicht mehr halten und so kippt das gute Zeug mit einem laut kleckernden Klatsch wasserfallartig in die, den guten Stoff gierig aufsaugende, Toilettenschüssel.
Als ich schweißnass aus einer kurzen halbtägigen Ohnmacht wieder erwache – ich kann es nicht mehr ertragen – drücke ich die Spülung und bereite dem grausamen Schauspiel ein Ende. Wieder einmal habe ich es geschafft und meinen Willen zu einem gloreichen Sieg geführt. Aber diesmal war es besonders hart – Kinder, macht das auf keinen Fall zu Hause oder sonstwo.
Bewertung nach Schulnoten:
Spaßfaktor: 6
Gesundheitsaspekt (GA): 3
Körperinterne Kalorienverbrennung (KiKav): 2 (durch das Schwitzen)
Weizenausgleichsfaktor (WAF): 6
Bock per Minute (BpM): 6
GESAMTNOTE: 5+ • FÜNF
ERGO: Ich hätte es dieses mal beinahe übertrieben und weiß noch gar nicht, ob ich psychische Langzeitschäden davon tragen werde. Keine Ahnung, ob ich diesen Versuch noch werde toppen können. Auf jeden Fall ist diese Extremsportart mal gar gar gar nichts für mich.
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