15. Januar 2013
Ich unternehmen den fünften SelbstSportVersuch bereits nur einen Tag nach meinem, mich bis auf die letzten Energiereserven aussaugenden vierten SSVs, dem waghalsigen Pide-Gliding. Anderen, weniger extremsportbegabten Menschen, hätte das wahrscheinlich den Rest gegeben, doch zum Glück habe ich alle Elemente des heutigen Abenteuers bereits sowohl einzeln, als auch in seiner komplexen Kombination bereits zuvor schon des Öfteren praktiziert. Da ich also weiß, dass man mich nicht mit normalen Maßstäben messen kann, muss ich gerade heute ganz klar vor einer amateurhaften Nachahmung warnen. Der Preis wäre einfach zu hoch!
Als wäre das Hochleistungs-Trommeling nicht schon waghalsig genug, suche ich mir ausgerechnet einen dermaßen verschneiten und autobahnverchaosten Tag aus, an welchem mich alleine die aufreibende Anreise in meinem Sportmobil über 1 1/2 Stunden, und somit wertvolle Energie und Konzentration kostet. Es beginnt also wie so oft mit einer Autofahrt über die A40 – ohnehin nichts für Weicheier – doch die ist heute zudem in folgender Verfassung:
Ihr sehr schon, es wagt sich außer mir kaum jemand die rund 40 Kilometer über die, sich heute als gigantische Loipe gebende A40, die das Ruhrgebiet in Kälteschlaf versetzte Ruhrgebiet durchschneidet, wie ein weißes Band. So, wo war ich? Ach ja. Ich leiste also bereits im Vorfeld des SSVs Großes und labile Menschen, sowie Kinder, Alte, Kranke oder R`n`B-Hörer hätten längst aufgegeben. Ich hingegen halte durch und lande schließlich wirklich im Proberaum der unfassbaren Band PORTER in Dortmund.
Hier wartet bereits meine Band auf mich – teils schlafend, teils in wahnsinnig tiefer, bierunterstützter Meditation, denn auch auf sie alle wartet heute einmal mehr eine immense körperliche Belastung. Ich betrete den Raum und wecke sie auf. Dann geht alles Schlag auf Schlag – und das im (ver)warsten(losten) Sinne des schnell hingeworfenen Wortes. Ich ziehe alle unnötigen Kleidungsstücke aus (zum Glück sind fast alle Kleidungsstücke nötig, ich möchte niemanden verwirren, geht es hier doch um irrwitzige Konzentration) und begebe mich hinter mein Schlafzeug, … nein, Schlagzeug, muss es heißen. Egal. Ich eröffne mir chucknorrisgleich mittels des Randes eines immens wertvollen 16-Zoll-Crash-Beckens die Möglichkeit, einen lebensrettenden isotonischen Durstlöscher direkt aus der Sportflasche der Firma Ritter (auch ohne Sponsorvertrag fühle ich mich verpflichtet, dieses edle Nass zu nenennen) zu konsumieren – denn WENN ich dann erst einmal während dieses Versuchs Durst bekomme, zählt jede Sekunde.
Dann geht alles ratzfatz, denn sitze ich erst einmal hinter diesem Ungetüm von einem Schlagzeug – welches mit jeder Probe, aufgrund eines enormen Bruchpotenziales der vermutlich minderwertigst hergestellten Verschleißteile, kleiner zu werden scheint – ist es wie mit dem Start einer F-16. Ist sie einmal mit brennenden Düsen auf der Startbahn, kann nichts und niemand sie mehr aufhalten. Und so kommt es wie es kommen muss: Ich haue vier mal die ulkigen Stöckchen gegeneinander und das Inferno bricht sich bahn. Alle wissen seltsamerwiese auf den Punkt, was sie zu tun haben – nämlich unfassbaren Krach! Schließlich will ich physisch aktiv wie passiv an meine Grenzen gehen, ähem … sitzen. Wie auch immer, es ist die wahre Wonne! Während es dem ungeübten wohl den nackten Angstschweiß auf die Stirn und sonstwohin getrieben hätte, überkommen mich mit jedem Mal, da ich auf die nicht zu beneidenden Fälle und die sich unter dem Druck stetig mehr verbeulenden Metalle einprügele, mehr und mehr Glücksgefühle. “Habe ich je etwas anderes gemacht”, fragt sich mein Geist (natürlich kann ich ihn bei dem Höllenlärm nicht wirklich hören), “Wollte ich je etwas anderes machen?”, führt er sein Selbstgespräch unbeachtet von mir, der ich nun der Extase so nah bin, wie ein Eichhörnchen angesichts eines Tiefladers voller Erdnüsse, fort.
Es kommt mir vor, als hätte ich gerade erst begonne, da brüllen mich auch schon meine Mitmusiker und heutigen tapferen Versuchshelfer unisono an, dass es vorbei sei. 2 Stunden sind rum. Irritiert schmeiße ich die Stöcke weg und erwache schweißgebadet, wie aus einem glücklichen Fiebertraum, nicht verstehen wollend, dass es schon vorbei sein soll. “Argh!”, möchte ich schreien, doch mir fehlt die Kraft und ich greife zu meinem Sportgetränk. Konsterniert muss ich feststellen, dass ich scheinbar während meines Endorphinanfalles, bereits all meine Vorräte verkonsumiert habe. Ich bin erschüttert, ich bin verdattert, ich bin verwirrt, mir sausen die Ohren und ich habe immensen Durst – also alles normal: Ich bin glücklich!
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