Ich möchte nicht all zu esoterisch wirken, aber hey, ich bin nun seit 10 Tagen ohne WLAN, ja sogar gänzlich ohne permanente Funkverbindung zur digitalen Außenwelt. Das bedeutet 10 Tage ohne multimediales Dauerfeuer.
Um 7 Uhr beginnt die Melkmaschine zu surren, um 8 kommt der Bäcker, um 10 kommt der Milchtankwagen, um 12 bimmelt eine beruhigend enervierende Glocke auf der bäuerlichen Minikapelle zum Mittag und um 18 Uhr surrt erneut die Melkmaschine. Ansonsten breitet sich Ruhe aus, die durch das Muhen der Kühe und ihr rauzungiges Grasgerupfe nur noch unterstützt wird.
Es ist nicht so, dass ich im Alltag sonderlich urban wohnen würde. Kein Straßenverkehr weckt mich des morgens auf und auch sonst residiere ich sehr beschaulich. Dennoch merkt man nun hier, in der absolut funklosen Idylle, in der nicht einmal die NSA einen orten könnte, dass das ansonsten durch den Tag begleitende Smartphone nur noch ein Fotoapparat ist und das Tablet remutiert zur Schreibmaschine.
Nicht, dass ich nicht nach wie vor twittersüchtig wäre, nicht, dass ich mein ausgeprägtes digitales Leben plötzlich untragbar fände – ansonsten würde ich auch gerade gewiss keinen Blog darüber schreiben (den ich natürlich erst später irgendwo werde posten können) – aber ich kann nicht ruhigen Herzens verleugnen, dass das Wissen darum, gar nicht erst die Möglichkeit zur digitalen Aktion zu haben, einen enormen Beitrag zur inneren Ruhe leistet.
Vielleicht kann ich sie nun ein wenig besser verstehen, sie, die sie sich bei Twitter eine Pause verordnen, oder jene, die bewusst Ihr Handy am Wochenende ausschalten. Oder diejenigen, die die Terrorapp Whatsapp von ihrem Endgerät löschen. Letzteres ist allerdings auch kaum ein Verlust. Und plötzlich kommt mir die Erinnerung an die Zeit, als es meine Angewohnheit war, am Wochenende nicht zu twittern, so wie ich es heute mit Facebook halte. Aber auch das ist, ähnlich wie Whatsapp, auch nicht sonderlich schwer, da nicht sonderlich wichtig für mich.
Nicht dass das alles eine sonderlich neue Erkenntnis für mich oder sonst wen wäre, aber es ist ein neues Gefühl. Für mich. Und ich denke, ich lerne gerade eine Menge aus diesem Gefühl.