Zunächst: ich mag Museen. Egal ob zeitgenössische Kunst oder alte Meister, Ramones oder alte Bügeleisen, Schokolade oder Naturkunst. Bier oder Skulpturen. Das muss ich vorweg schicken, da Sie sonst meinen könnten, ich wäre ein Museumsgegner.
Ich bin weiß Gott inzwischen, bis auf ein paar Ausnahmen, kein Sammler und Horter mehr, aber ich mag den Gedanken, dass sich Menschen um Dinge kümmern. Dass es für jede Sache im Grunde jemanden gibt, der sich verantwortlich fühlt. Ich mag die die Bewahrer, die Beschützer.
Was mir aber just bei dem Bummel durch das Museum Ludwig wieder aufgefallen ist, ist das sich mit Betreten, zumindest eines klassischen Museums, auffallend verändernde Verhalten der Besucher. War man zuvor noch in lautstarke Unterhaltungen vertieft, verfällt man nun in ehrfürchtigen Flüsterton. Ging man bis zur Kasse noch strammen Schrittes, schreitet man spätestens ab der Garderobe geradezu über den spiegelnden Boden und gelangt unwillkürlich in jenen langsamen Schlurfgang, der einem bereits nach 30 Minuten die Beine schwer wie Blei werden lässt.
Ich schätze es ist die Mischung aus der Erhabenheit, die die Kunstwerke ausstrahlen und ein leicht devotes Verhalten ihnen gegenüber einfordert und der einschüchternden Präsenz der allgegenwärtig herum stehenden Museumsaufpasser. Im übrigen einer – so glaube ich – der zermürbendsten Jobs überhaupt. Ich habe nicht die geringste Ahnung, ob die „Ja nicht zu nah rangehen“-Aufpasser (die nirgendwo schärfer sind, als die Beißer im Essener Museum Folkwang) allesamt Holzbeine haben und lobotomisiert sind, anders kann ich mir auf jeden Fall nicht erklären, dass man diese körperliche wie geistige Stoik ertragen kann.
Doch zurück zu meinen Beinen und ihrem seltsamen Verhalten. Ausgedehnte Museumsbesuche killen mich körperlich genauso, wie stundenlanges Bummeln (da ist es wieder) durch die zubetonierten Einkaufsmeilen der Städte. So gesehen, müssten Frauen für Museumsbesuche geradezu trainiert sein und eventuell sogar besondere Beinmuskeln dafür …  aber ich schweife schon wieder ab.

Der Gang, dieses Schleichen, lediglich unterbrochen von regelmäßigem Stehenbleiben, was der Ermüdung der Beine nicht gerade entgegen wirkt, geht zumeist einher mit einer die geistige Rezeption des Gesehenen ausdrückenden Körperhaltung, die besonders bei Männern im Diearmehinterdemrückenverschränken gipfelt. Dazu gerne der nach vorne geschobene Hals, zumeist um die kleinen Schildchen lesen und so dann mit dem gerade erworbenen Halbwissen glänzen zu können. 
Wenn man dann aber spricht, beispielsweise um seiner Begleitung die Zusammenhänge der Welt der Kunst zu erklären, geschieht das in einer beinahe pastoralen Art, das Gesicht nicht dem Gesprächspartner, sondern dem Kunstwerk zugeneigt, welches geradezu wissenschaftlich besprochen wird. Irgendwo zwischen Flüstern und Raunen kullern mittelkluge Worte in den für ein Verhallen zumeist recht anfälligen Raum und unterhalten alle Umstehenden, die wiederum arg mit ihren schmerzenden Beinen ringen und kollektiv die „Storch im Salat“-Taktik anwenden, weil sie glauben, abwechselndes Anwinkeln der Beine bis unter den Po, könnte ihre Leiden lindern. Kann es nicht. Sieht dafür aber scheiße aus.
Kurzum, der museale Kunstgenuss ist ein rein geistiger, der proportional mit körperlicher Qual einher geht und die Menschen bescheuert aussehen lässt. Aber immerhin gekünstelt, was ja dann wieder passt.
Aber wie ich eingangs schon erwähnte:

ich mag Museen.