Wäre es nicht verlockend, eine Entscheidung rückgängig, ein Wort ungesagt, eine Handlung ungeschehen zu machen? Die ehrliche Antwort muss lauten: absolut! Wer wäre stark genug, gefeit gegen die Versuchung, folgeschwere Entscheidungen – oft aus dem Bauch heraus, einem Gefühl folgend getroffen – mit einem befreienden Achselzucken dem Niemalspassiertsein zuzuführen.
Wenn man ein Ereignis auf den Moment des eigentlich Erlebten fokussiert, den Sekundenbruchteil der Entscheidung alles erweiternd reduziert auf den Ausdruck, den Ausbruch einer Emotion; wenn man sich selber, seinen Willen, sein Unvermögen, sein Ich in einem Moment des Extremen als die Richtung gebende Instanz erkennt oder gar akzeptiert, wird man zu einem Punkt kommen, an dem man schlicht verzweifelt – oder eben erstarkt in einer nie vermuteten Freiheit, die, oftmals dem Abgrund die Hand reichend, eine – vielleicht die einzige – Alternative aufzeigt zum schlichten Gehorsam, zur Verneinung der eigenen Identität.
Die Texte in „Der Virologische Magnet“ nähren ihre Faszination aus der unfassbar kleinen, oft unsichtbaren Grauzone eines in sich geschlossenen aber niemals – weder zeitlich noch emotional – hermetisch abgeschlossenen Moments. Alles basiert auf einer Entscheidung. Einer freien Entscheidung. Alles passiert in einem Augenblick. Das ganze Leben ändert sich inmitten der Zeitraffer eines Augenaufschlags in einer Art, die nicht einmal der Besitzer des Auges vorhersehen kann.
Das kleinste Detail kann das spannendste, das alles entscheidende sein. Bösartige Anhäufungen von Adjektivismen können die Empörung hervorrufende Oberhand gewinnen über den von Empfindungen geleiteten Erzählfluss, der sich sperriger Weise nicht unbedingt als Pausenliteratur geriert.
Wer sich auf die Welt der immer unterschätzten, alles bestimmenden kleinen Dinge einlässt, wird mit Perspektiven belohnt, die Gedanken explodieren, Visionen entstehen lassen können.
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