Manchmal haben die Nörgler und Zauderer, die Miesepeter und Bewahrer recht. 

Manchmal aber auch nicht.

Die Eisenbahn, so wurde geunkt, würde den Menschen ob ihrer unfassbaren Geschwindigkeit in den Wahnsinn treiben, ganz zu schweigen davon, dass der Körper gar nicht für eine solche Belastung ausgelegt wäre. Das Telefon schien das Ende zwischenmenschlicher Kommunikation vis-à-vis. 

Und jetzt auch noch das verdammte Internet. Wir werden alle vereinsamen, verblöden, zu Stubenhockern und was nicht sonst noch alles. Vermutlich das gottverdammte Ende der Welt.

Das Schlimmste aber sind diese dauernd um Zuneigung buhlenden Endgeräte. Überall verführen Smartphones und Tablets ihre fremdgesteuerten Besitzer dazu, das weiter oben erwähnte, gottverdammte Internet mit Worten, Daten, Fotos zu füttern. 

Nun,wir reisen inzwischen putzmunter knapp unter Überschall (oder umgekehrt) durch die Welt, das Telefon konnte nicht verhindern, dass ich mit meinen Nachbarn am Gartenzaun ein After-Rasenmäh-Bier trinke und das Internet ist dafür verantwortlich, dass ich meine Steuererklärung nicht mehr mit der Post schicken muss und mal eben Zugriff auf das Wissen der Welt habe, wenn mir danach ist.

Und diese grauenhaften Smartphones … haben mich vielleicht sogar vor einem Dasein als Pizza fressendem Stubenhocker bewahrt. Denn waren frühere Technologien oftmals noch ein Widerspruch zu erbauenden Dingen wie Naturerlebnissen und aktiven Freizeitaktivitäten, befreien mich die – zu 99% ja von sie nicht nutzenden Menschen – gescholtenen Endgeräte mich geradezu. 

Wollte ich noch vor ein paar Jahren einen Text schreiben, musste ich mich damit abfinden, dies an meinem Schreibtisch tun zu müssen, sei das Wetter draußen noch so verlockend. Etwas später konnte ich immerhin mein Netbook mitschleppen und darauf hoffen, irgendwo in einer ultramodernen Kneipe vielleicht einen Netzanschluss vorzufinden, nicht selten gegen Bares. Ist es nicht unglaublich wundervoll, dass ich nun, wann immer mir die Eingebung einen Schreibzwang ins Hirn hämmert, dieser nachgeben kann und das immer und überall? 

Diesen Blogeintrag schreibe ich beispielsweise gerade im Garten, lasse mir von den Vögeln ein Konzert  zur Untermalung gefallen und kraule die vorbeischauende Nachbarskatze. Nicht falsch verstehen, ich mag auch Schreibmaschinen, aber ich liebe meine Mobilität. Technik ist nur böse, wenn man sie für etwas Böses einsetzt. Und das zu entscheiden liegt alleine in unserer Macht.

 

Und nun setzen sie sich bitte wieder auf ihr Hochrad und entfachen ein Signalfeuer, das kann ja auch sehr romantisch sein.